
Corona und die Heldenreise
Die Heldenreise ist ein Prinzip, dem nicht nur Hollywoodfilme folgen. Wir finden dieses Prinzip im Werdegang von Individuen, von Unternehmen und anderen Systemen bis hin zu ganzen Gesellschaften oder gar der Menschheit.
Zu Beginn der Reise verspürt der Held im Alltagsleben einen Ruf, einen Drang nach Neuem, Unbekanntem, Höherem. Während er sich dem Ruf zunächst verweigert, folgen immer wieder Erneuerungen bis er sich entschließt, dem Drang zu folgen und in das Unbekannte einzutreten. Bis zur entscheidenden letzten Prüfung finden diverse Bewährungsproben statt. Nicht selten findet der Held Unterstützung, wo er sie nicht erwartete. Nach bestandener letzter Prüfung, erfolgt die Belohnung bzw. Verwandlung. Der Held kann nun in die alte Welt zurückkehren, die nie mehr so sein wird, wie sie vorher war.
Es erübrigt sich hoffentlich der Hinweis, dass die Heldenreise nicht geschlechtsspezifisch ist, Männlein und Weiblein gleichermaßen widerfährt. Sie ist nicht einmal auf Individuen beschränkt, es ist vielmehr ein Zyklus, den alle Systeme durchlaufen dürfen. Insbesondere gilt dies auch für Unternehmen und ganze Gesellschaften.
Die Heldenreise unserer Gesellschaft ist durch Corona an einer wichtigen Stelle angelangt. Schon lange erschallt der Ruf nach Nachhaltigkeit, nach einem Überdenken des Wachstumsparadigmas mit der damit verbundenen selbstzerstörerischen Ausbeutung des Planeten. Corona hat uns zum Innehalten gezwungen, der globale Lock-down verschafft uns die Zeit, bisher gelebte Paradigmen zu überdenken und evtl. neu auszurichten.
Wir haben die Wahl, ins Unbekannte einzutauchen und uns neu zu orientieren mit der Chance, den Planeten doch noch weiter in Richtung Paradies zu entwickeln oder wir kehren zu den alten Mustern zurück und machen weiter wie bisher. Corona wird die Welt so oder so verändern. Wenn wir dem Ruf nicht folgen, ins Unbekannte einzutreten und die Chance zur Rettung zu ergreifen, so wird die nächste Krise möglicherweise noch dramatischer werden. Wenn wir zur Wahrnehmung unserer Aufgabe als Held der Heldenreise bereit sind, besteht eine reelle Chance, den Wandel aktiv mit zu gestalten. Unternehmern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Unternehmer sind Vorbilder, sie unternehmen, sie gehen voran.
Auf die Politik allein kann man nicht vertrauen. Die Politik ist ein Spiegel der Gesellschaft. Die Verwandlung, d.h. die Bereitschaft, ins Unbekannte einzutreten, kann nur von individuell gesteuerten Einheiten innerhalb der Gesellschaft ausgehen. Dies sind natürlich die Individuen, die Menschen selbst, wie auch die Unternehmen. Speziell Unternehmen können sich nun in der Krise die Frage stellen, wie sie sich im Gefolge der Krise neu aufstellen können und vor allem wollen. Viele Unternehmen werden sich darauf beschränken, sich zu fragen, wie sie sich für eine erneute Krise wappnen können und vielleicht die Digitalisierung vorantreiben. Viel wesentlicher in meiner Wahrnehmung wäre jedoch die Frage nach dem Sinn des unternehmerischen Handelns zu fragen und die Frage im Sinne des Unternehmers, des Unternehmens und der Umwelt, sprich auch der Gesellschaft, zu beantworten.
In diesem Sinne:
Lasst uns das Beste aus Corona lernen und den Übergang ins Unbekannte wagen.