
Das Virus als Chance
Corona als Treibmittel der Evolution
Ein Virus verändert die Welt wie es die Nachkriegsgeneration noch nicht erlebte. Das Leben verändert sich schlagartig in einem Maß, das sich kaum einer vorstellen konnte und schon gar nicht vorstellen wollte. Wir erleben Abschottung, das genaue Gegenteil von Globalisierung. Nicht nur die Grenzen sind für Waren und Menschen undurchlässig geworden, sogar der Gang zum Nachbarn ist mit der Ausgangssperre tabu. Dies bietet den Menschen, die einmalige historische Chance der Besinnung auf sich selbst und was wirklich wichtig ist, sobald die panische Hamsterphase vorüber ist. Wir haben nun die Chance, nachhaltig zu erkennen, dass ein freundschaftliches Bier mit dem Nachbarn wichtiger ist als 1.436 Facebook-Kontakte. Ein Schwätzchen auf der Straße hat mehr Inhalt als 8 ¾ Stunden RTL.
Es ist die Zeit, Kontakte und Verbindungen neu zu bewerten, Verbundenheit neu zu definieren.
Die Trennung fördert die Erkenntnis von wahrer Verbundenheit.
Auch in der Politik kann es wegweisende Veränderungen geben. In der Krise ist die Politik gezwungen, weitreichende, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die nicht primär auf Wählerstimmenfang ausgerichtet sind. Es besteht durchaus die Chance, dass sich die Politiker wieder besinnen, was ihre ursprüngliche, wahre Aufgabe ist, nämlich dem Volk zu dienen und nicht primär der eigenen Karriere, dem eigenen Machterhalt.
Die Wirtschaft entschleunigt massiv, mit nicht nur wünschenswerten Auswirkungen. Dennoch sind positiv verändernde Auswirkungen nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich. Die Globalisierung mit dezentral weltweiter Produktion hat ihre Nachteile, die nun sichtbar werden, wenn die Mobilität eingeschränkt werden muss. Der alte Satz, die alte Weisheit „All business is local“ darf neu überdacht und in wirtschaftliche Entscheidungen einbezogen werden. War die Aussage klassisch primär auf die Kundenbeziehung ausgerichtet, darf sie nun auch auf die Produktion ausgerichtet werden. Es ist an der Zeit, Abhängigkeiten zu erkennen und neu zu bewerten, wobei vielleicht die Kostenersparnis in Zukunft nicht mehr im Vordergrund stehen wird.
Die wirtschaftliche Entschleunigung wird einen negativen Einfluss auf Teile der Aktienmärkte haben, jedoch einen positiven auf die Umwelt. Bei geringerer Produktion sind auch die Emissionen geringer, die Natur wird es uns danken. Vielleicht ändert sich sogar das Konsumverhalten und wir erkennen, was wir wirklich brauchen.
Wir haben die Chance, kollektiv zu erkennen, was wirklich wichtig ist, was wir zum Leben und zum glücklich sein wirklich brauchen, und dass Wachstum vielleicht nicht das allein selig machende Element des Wirtschaftens und Lebens ist.
Es wird eine Zeit nach, oder besser mit, Corona geben. Wir dürfen die Zwischenzeit der Entschleunigung nutzen, unsere Wertesysteme zu überdenken und ggf. zu reformieren. Die Werte Neid, Gier und Konkurrenz dürfen in ihrer Bedeutung gerne etwas zurück treten und der Menschlichkeit, der Verbundenheit, der Liebe Platz schaffen.
Wenn wir nach der Seuche einfach weiter machen wie bisher und nur das (vermeintlich) Versäumte aufholen wollen, haben wir nichts gekonnt. Ein Wandel ist fällig! Lasst uns den Wandel zum Wohle aller gemeinsam gestalten…
Wohl denn – so sei es!